Predictive Maintenance in der Wohnungswirtschaft
Während Predictive Maintenance bereits in der Industrie allgegenwärtig ist, befindet sich die Wohnungswirtschaft noch am Anfang dieser Wartungsmethodik. Die Fortschritte in der Digitalisierung ermöglichen jedoch auch hier die Überprüfung des Systemzustands von kritischer Infrastruktur wie Heizungsanlagen, Aufzügen oder Küchengeräten und verfügen daher über das Potential effektiverer Wartungsmaßnahmen.
Die Goethe Universität Frankfurt hat im Rahmen von ForeSight das Thema Predictive Maintenance in der Wohnungswirtschaft in einer systematischen Studie erforscht, um mögliche Hürden in der Adaption von Predictive Maintenance auf die Wohnungsindustrie zu identifizieren und Lösungsansätze aufzubereiten. Ziel der Untersuchung waren Fehlervermeidung, Systemoptimierung, Produktivitätsverbesserung und ein besseres Informationsmanagement. Als Grundlage der Studie dienten sogenannte Smart Houses, welche aus Sensoren, Aktoren, Hardware und Software bestehen, die auf Komponenten der KI zurückgreifen können.
Smart Houses als Studiengrundlage
Smart Houses bestehen größtenteils aus standardisierten Produkten, die in großer Stückzahl hergestellt werden und oft nicht weiter anpassbar an einen zusätzlichen Nutzen sind. So hat beispielsweise eine Klimaanlage die Funktion einen Raum abzukühlen und für den Endanwender spielt es oft keine Rolle, welche Klimaanlage konkret benutzt wird, solange eine gewünschte Temperatur erreicht wird. Modifikationen an der Klimaanlage sind daher nicht notwendig oder möglich. Im Fokus steht das Wohlbefinden der Menschen in den Gebäuden, welches gerade bei Familien oder bei Besuch recht heterogen sein kann.
Allerdings stellen standardisierte Lösungen wie Klimaanlagen in der Regel keine Daten für externe Analysen zur Verfügung. Das nachträgliche Anbringen von Sensoren ist oft nur schwierig möglich, da Produkte in sich geschlossene Systeme darstellen. Zusätzlich kann ein Anbringen von Sensorik im Smart-Housing-Umfeld die Ästhetik von Wohnungen stören und damit der Akzeptanz schaden, daher können alternative Messmethodiken erforderlich sein. Statt die tatsächliche Kühlleistung mittels mehrerer Thermometer an der Klimaanlage zu erfassen, können Messwerte substituiert werden. So kann es für Predictive Maintenance schon ausreichen, dass nur ein einzelnes Raumthermometer in der Verbindung mit dem Stromverbrauch der Klimaanlage für die Erfassung des Systemzustands verwendet wird. Der Stromverbrauch kann entweder über einen intelligenten Zwischenstecker erfasst werden oder durch die sogenannte Energiedatendesaggregation. Diese ermöglicht es, aus dem Gesamtenergieverbrauch einer Wohnung, welcher bspw. durch einen Smart Meter erfasst wird, auf die Aktivität einzelner Verbraucher zurückzuschließen.
Kontextinformationen und Visualisierungen als Schlüssel
Zusätzlich ist es wichtig, dass im Wohnumfeld die Zustandsprognose nicht nur basierend auf Sensorwerten erfolgt, sondern auch der jeweilige Kontext miteinbezogen werden muss. Während im produzierenden Gewerbe oft standardisierte Prozesse überwacht werden, beeinflussen die Menschen im Smart-Housing-Umfeld maßgeblich die Messwerte. So können Urlaube, Geburtstagsfeiern oder Umzüge die Messwerte möglicherweise verzerren und sollten daher bei der Zustandsprognose berücksichtigt werden.
Um die Smart-Housing-Infrastruktur letztendlich strukturiert überblicken zu können und notwendige Predictive-Maintenance-Maßnahmen ergreifen zu können, bedarf es einer dezidierten Visualisierungsmöglichkeit, welche den Anforderungen möglicher Endnutzer gerecht wird. Die Studie gilt somit als Grundlage eines in ForeSight entwickelten Predicitve Maintenance Dashboards zur optimierten Zustandsüberwachung von Infrastruktur in Wohnumgebungen.
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