Assoziierte Partner im Gespräch: SALTO Systems GmbH
Herr Schmitz, Sie entwickeln bei der SALTO Systems GmbH Lösungen für elektronische Tür-Zutrittskontrollen. Welche Bedeutung kommt der Künstlichen Intelligenz in diesem Zusammenhang zu?
Christian Schmitz: Künstliche Intelligenz klingt für viele Parteien im Umfeld des häuslichen Wohnens noch immer sehr futuristisch. Gleichwohl wird diese Technologie in anderen Bereichen bereits sehr erfolgreich eingesetzt und unterstützt viele unserer täglichen Abläufe: von der Müdigkeitserkennung im Auto bis zu den Algorithmen von Google und Co., wo künstliche Intelligenz z.B. die Suchergebnisse ständig verbessert, bewertet und Interaktionen mit Personen initiiert. Interessant zu sehen ist die Adoptionsrate bzw. Akzeptanz in heranwachsenden Generationen, die „KI“ und „Machine Learning“ vollends akzeptieren und stark einfordern. In den kommenden Jahren werden die KI-Technologien auch in der Wohnungsbranche stark wachsen. Wir bei der SALTO Systems GmbH beschäftigen uns zum Beispiel schon sehr lange mit der Einbindung automatischer Lösungen in Gesamtsysteme. Das tun wir immer aus dem Blickwinkel der Kunden – also denjenigen, die unsere Systeme im Alltag nutzen. Denn nur, wenn diese Anwender, in der Wohnungswirtschaft typischerweise die Mietenden, mit der Lösung glücklich sind, werden es auch die anderen im Prozess beteiligten Personen sein, wie EigentümerInnen, HausverwalterInnen und -technikerInnen.
Die Integration der Wohnungswirtschaft ist also ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Was unterscheidet ForeSight denn noch von anderen Projekten, die im Bereich Anwendungen für Wohngebäude forschen?
Christian Schmitz: Künstliche Intelligenz kann das Leben in vielen Bereichen erleichtern, ganz egal, ob wir über ein Mehrfamilienhaus, eine studentische Wohnung, über Co-Living oder Senior-Living sprechen. Konkret spielt der Einsatz im sogenannten vorhersehbaren Management eine interessante Rolle. Zum Beispiel, wenn es um energieeffizientes Leben und Wirtschaften geht. Mit Hilfe der KI können Neubauten und Projekte in Zukunft ganz allgemein nachhaltig besser geplant und gesteuert werden. Aber auch bereits in der sogenannten Curations-Phase kann ein großer Mehrwert für das Marketing für Mietinteressenten abgeleitet werden. Und wenn wir den Onboarding-Prozess in Wohnungen betrachten, liegen die Vorteile in einem effizienten Verwaltungs- und Managementprozess. Blicken wir auf den Bereich der Interaktionen, also dem nötigen Support, der Terminvergabe oder den regelmäßigen Wartungen, können Prozesse dank der KI sehr vereinfacht werden. Klare Vorteile ergeben sich aber auch für das „Inhouselife“, wenn es zum Beispiel um die interne Logistik der hochfrequentierten Postzustellung geht. Alle diese Bereiche haben einen direkten oder indirekten Zusammenhang mit der Zutrittssteuerung. Die dabei erhobenen DSGVO-konformen Daten aus den Zutrittskomponenten sind für die Gesamtlösung ebenfalls von Mehrwert. Letztendlich ist ForeSight die Plattform, welche führende Visionäre und Industrie zusammenbringt, um an einer gemeinschaftlichen Lösung zu arbeiten. Wir freuen uns darauf!
Sie sind seit Anfang dieses Jahres assoziierter Partner bei ForeSight. Welche Chancen sehen Sie für die Wohnungswirtschaft?
Axel Schmidt: Wir sehen den Zutritt zum Gebäude und zur Wohnung als einen der Kernprozesse in der Wohnungswirtschaft, denn er wirkt sich ganz entscheidend auf drei Punkte aus: Sicherheit, Datenbereitstellung und Notfallmanagement.
In Bezug auf die Sicherheit geht es darum, nur berechtigten Personen Zutritt zu gewähren. Dank des Einsatzes elektronischer Systeme ist eine sichere und kostengünstige Zutrittskontrolle für alle Türen möglich: von der Haustür über die Wohnungstür bis hin zu sämtlichen Gemeinschaftstüren, wie Keller, Fahrradräume, Dachböden, Garagen und Aufzüge. Die entsprechenden Mitarbeiter tragen nur noch einen RFID-Chip für sämtliche Liegenschaften bei sich und keinen dicken Schlüsselbund mehr. Sie können damit nicht nur die Bewohner und Mitarbeiter zentral verwalten, sondern auch z.B. die Müllabfuhr, Postboten und Lieferdienste, die regelmäßig bestimmte Bereiche der Liegenschaft betreten müssen. Bei der Datenbereitstellung geht es darum, dass das Zutrittsmanagement dank der Verknüpfung mit anderen Systemen als Aktuator fungieren kann. Zum Beispiel werden Stromverbraucher nur dann angeschaltet, wenn eine berechtigte Person anwesend ist. Das können Licht, Heizung oder Jalousien sein, aber auch jedes weitere vernetzte Gerät. Im Wesentlichen funktioniert das Prinzip wie derzeit ein Bewegungsmelder, der das Flurlicht anschaltet. Nur dass die Daten aus dem Zutrittssystem wesentlich genauer und feiner sind und sich in komplexe Abläufe einbinden lassen. Auf diese Weise erhalten Sie vollautomatisierte Prozesse, die sich mittels künstlicher Intelligenz überdies laufend optimieren. Das Notfallmanagement bezieht sich auf Situationen, in denen kurzfristig Zutrittsrechte vergeben werden müssen, z.B. Rettungsdiensten, der Feuerwehr oder auch Handwerkern. Mit Hilfe einer elektronischen Zutrittskontrolle können Sie aus der Ferne Zutrittsrechte sicher vergeben, ohne vor Ort anwesend sein zu müssen, z.B. über digitale Schlüssel, die aufs Smartphone geschickt werden. Oder Sie entsperren Türen direkt von Ihrem Arbeitsplatz aus.
Was war für Sie ausschlaggebend, in dem Forschungsprojekt mitzuwirken?
Axel Schmidt: Mit unserem Engagement bei ForeSight wollen wir dazu beitragen, dass unsichere, unflexible und ineffiziente mechanische Schließanlagen durch intelligente und integrierte elektronische Systeme abgelöst werden. Wir haben dank unserer reichhaltigen Projekterfahrung – insbesondere hinsichtlich der Integration mit Drittsystemen und Prozessautomation – genau den richtigen Hintergrund und wollen diesen innerhalb dieses Forschungsinitiative mit den anderen Mitstreitern teilen. Wir sehen hier sehr viel Potenzial für die Wohnungswirtschaft!
Was muss Ihrer Meinung nach passieren, damit die Vision eines erfolgreichen Smart-Living-Ökosystems in Deutschland bald Realität werden kann?
Christian Schmitz: Aus unserer Sicht kann es nur funktionieren, wenn wir alle mit offenen Schnittstellen arbeiten und so die unterschiedlichsten Gewerke miteinander verknüpfen. Ein weiterer Punkt ist, dass Mieter oder Bewohner es nicht akzeptieren werden, wenn sie eine App für die Zutrittskontrolle, eine App für die Heizungssteuerung usw. installieren und bedienen müssen.
Axel Schmidt: Eine Grundvoraussetzung wird es sein, die Schnittstelle zum Nutzer so komfortabel und intuitiv wie möglich zu gestalten – unserer Meinung nach mit maximal einer App, idealerweise einer Progressive Web App. Diese bietet die gleichen Funktionen wie eine native App, mit dem großen Vorteil, dass Sie keine App auf dem Smartphone installieren müssen. Das Prinzip kennen Sie zum Beispiel vom Check-in vor Flugreisen.
Herr Schmitz und Herr Schmidt, wir danken Ihnen für das Gespräch.
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