Die ForeSight - Plattformstrategie
ForeSight legt den Grundstein für intelligente Anwendungen im Smart-Living-Markt und integriert dazu Smart-Home-, Gebäudetechnik und/oder Middleware-Systeme. Das Zeitfenster für den Aufbau und die Gestaltung eines Ökosystems mit realen KI-basierten Anwendungen ist günstiger denn je. Es gilt nun die relevanten Komponenten im Sinne einer operationellen Nutzung weiterzuentwickeln.
Über den Autor
Michael Schidlack ist Principal Researcher bei der Forschungsvereinigung Elektrotechnik bei ZVEI und leitet das Forschungsprojekt ForeSight. Er ist ein leidenschaftlicher Netzwerker und bringt auf internationaler Ebene gerne Menschen zusammen, die eine optimistische Sicht auf die Zukunft und gute Ideen für innovative und impulsstarke digitale Innovationen haben. In seiner beruflichen Vergangenheit hat er als Mitglied der Geschäftsführung für ein Schweizer Unternehmen, in der Leitung der Geschäftsstelle der Wirtschaftsinitiative Smart Living des BMWK, als Consultant und für verschiedene Verbände gearbeitet. Michael Schidlack hat auch Erfahrung aus Startup-Gründungen und mit eigenen Unternehmen gesammelt. In seiner Freizeit doziert er an der Hochschule Anhalt zu Thema Smart Building.
Um die Chancen für einen späteren Realbetrieb der ForeSight-Plattform zu ermitteln, war es zunächst erforderlich, die marktrelevanten Anwendungscluster für smarte Services zu identifizieren. Dazu wurde die HY Consulting GmbH im Rahmen beauftragt, die Dynamiken im Smart Living Markt zu analysieren. Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie:
- 3000 Smart-Living-Startups haben in den letzten sieben Jahren 59 Mrd. $ Venture Capital aufgenommen, also eine beachtliche Zahl. Es kann festgehalten werden, dass die Investitionen zunehmen werden, insbesondere dann, wenn die Basis bzw. die kritische Datenmasse für echte KI-Anwendungen erschlossen wird. Genau hierfür ist ForeSight bestens geeignet.
- Die Investitionscluster mit der höchsten Anziehungskraft für Venture Capital sind Energiemanagement ($10 Mrd.), Gebäudeautomatisierung ($5,4 Mrd.), Digitale Gesundheit und Pflege ($4,6 Mrd.) sowie Gebäudeverwaltung und Instandhaltung ($3,8 Mrd.).
Der überwiegende Teil der identifizierten Anwendungen entsteht in den USA, deutsche Startups sind ebenfalls aktiv, wenn auch im geringen Umfang. Offensichtlich sind Skalierungsfähigkeit und Marktattraktivität eng verkettet, so dass man nach den gewonnenen Erkenntnissen davon ausgehen darf, dass über die horizontale Vernetzung von Marktteilnehmern über den Knotenpunkt des ForeSight Dataspaces und die damit verbundenen Skalierungspotenziale erhebliche Mehrwerte aus Investorensicht darstellen dürften.
- Intelligente Zutrittssteuerung
- Optimierte Assistenz, Pflege und lebenslang betreutes Wohnen
- Predictive Maintenance und darauf abgeleitete smarte Versicherungen
- Gebäude- und Wohnungsmanagement mit Fokus auf ESG
- Energiemanagement Lösungen, insbesondere für den Infrastrukturausbau der E-Mobilität und für die durchgehende Elektrifizierung der Gebäudebeheizung/Klimatisierung
Kernsätze der Plattformstrategie
Nach einer tieferen Analyse der Logiken aus weiteren Best-Practice-Modellen können sieben Kernsätze für die Plattformstrategie von ForeSight formuliert werden:
- Die einzelnen Plattformteilnehmer müssen aus ForeSight heraus eigenständige Erlösströme oder Kosteneinsparungen aufbauen können. ForeSight sollte (bewusst) „Enabler“ sein, weil ForeSight darauf angewiesen sein wird, dass im Ökosystem die Anbieter selbst eigene Lösungen im Markt platzieren.
- ForeSight sollte sich in bereits bestehende Lösungen von Anbietern einbetten lassen und/oder diese ergänzen bzw. einen starken Mehrwert geben. Den Mehrwert sollte es von „Tag eins“ an geben, die Nutzenperspektive muss sofort einleuchten und auch umsetzbar sein.
- ForeSight bietet den größten Nutzen für Services, die ohne horizontale Vernetzung mit anderen Marktteilnehmern nicht oder zumindest nicht in dieser Ausprägung möglich sind und/oder das Potenzial haben, mit der Plattform deutlich schneller zu skalieren. Dies trifft insbesondere auf KI-basierte Services zu, die auf einen großen Datenbestand angewiesen sind.
- ForeSight soll neutral sein, steht also notwendigerweise nicht mit eigenen Partnern im Wettbewerb.
- Ein noch zu definierender Zertifizierungsprozess hilft, Mindeststandards an Qualität und Komptabilität zu setzen und zu sichern.
- Der rechtliche Rahmen kann sich mittel- und langfristig an die Vorgehensweise bei Catena-X anlehnen, jedoch ist die Vorbereitung hierzu wegen der Heterogenität der Teilnehmer aufwendiger und zeitintensiver. Es wird erforderlich sein, zunächst eine angebotsorientierte Politik zu verfolgen, also einen Anreiz zu schaffen, möglichst viele Daten und Anwendungen auf die Plattform zu bringen. Dies können auch solche sein, die zunächst ein Anwendungscluster fokussieren (z.B. Energie oder häusliche Assistenz).
- Sollte es zu einer rechtlichen Eigenständigkeit der Plattform kommen (z.B. als Verein). muss sich die Erlösstruktur der Plattform über Mitgliedsbeiträge an dem Nutzen für die Teilnehmer orientieren. Dieser ist umso höher, je mehr Teilnehmer das Ökosystem zu verzeichnen hat.
Erkenntnisse aus der ForeSight-Community
Im Rahmen der Ergebnisse der Smart Service Studie durch den Konsortialpartner DFKI in Zusammenarbeit mit der Strategion GmbH, in der 184 Personen aus der ForeSight Community bzw. der Smart Living Community befragt wurden, konnte eindrucksvoll belegt werden, dass trotz aller Anfangsprobleme aus deren Sicht der Einsatz von KI den Smart Living Markt revolutionieren wird.
Allgemein anerkannt wird, dass kooperatives Smart-Service-Engineering durch ein föderiertes (verteiltes) Datenökosystem unterstützt wird. Es wird festgestellt, dass Datenschutz, Transparenz und ethische Faktoren für die Konsumierenden zentrale Qualitätsmerkmale sind und damit essenzielle Erfolgsfaktoren von Smart-Living-Angeboten – wobei vor allem die Ethik eine hohe Disziplin im Ökosystem erforderlich macht. Insbesondere diese Themenfelder sprechen für den Ansatz von ForeSight.
Allerdings ist nach wie vor die Hälfte der Unternehmen nicht bereit, Daten mit anderen Unternehmen generell zu teilen. Eine gute Einstiegsgrundlage besteht darin, Daten mit nur selektiv ausgewählten Kooperationspartnern zu teilen, was genau so auch im Systemdesign von ForeSight berücksichtig wurde und perspektivisch umgesetzt werden kann.
Die aktuellen Standards im Bereich Smart Living werden überwiegend als nicht ausreichend angesehen, um effizient Smart Living Angebote zu entwickeln, Branchenstandards begrüßen die meisten. Insofern leistet die interoperable Basis von ForeSight, aufgebaut auf SENSE WoT, einen Mehrwert für die Marktteilnehmenden.
Fazit: ForeSight erfüllt alle Anforderungen an ein Smart-Living-Ökosystem
Sowohl aus der Marktanalyse, der Best-Practice Analyse und den Ergebnissen der Umfrage von 184 Personen der Community lässt sich zusammenfassend schließen, dass der Systemdesignansatz von ForeSight alle Anforderungen an ein zukünftiges Smart-Living-Ökosystem vollständig erfüllt. Dies betrifft sowohl den technologischen Ansatz, die Anwendungsperspektiven und auch die gesetzten bzw. untersuchten ethischen und sozialen Rahmenbedingungen.