Datenökosysteme als Treiber neuer Geschäftsmodelle
In vielen Branchen ist das Denken in Silos noch vorherrschend. Von fehlender Integration der vertikalen Wertschöpfung bis zur strikten Trennung von Datentöpfen ist dies an vielen Stellen zu beobachten, auch in der Smart-Living-Branche. Dabei liegt gerade in der Integration und Kooperation das große Potenzial, neue Wertschöpfungspotenziale und Geschäftsmodelle zu erschließen. Datenökosysteme bieten hierfür sowohl technologisch als organisatorisch eine ausgezeichnete Grundlage.
Über den Autor
Prof. Dr. Oliver Thomas ist Inhaber des Lehrstuhls für Informationsmanagement und Wirtschaftsinformatik an der Universität Osnabrück und Leiter der DFKI-Forschungsgruppe Smart Enterprise Engineering. Zudem engagiert sich Prof. Thomas seit über 10 Jahren als Unternehmer. Er ist u.a. Gründer und Gesellschafter der Strategion GmbH, Osnabrück, sowie Mitbegründer und Gesellschafter der Didactic Innovations GmbH, Saarbrücken. Grundsätzlicher Gegenstand der praxisnahen Aktivitäten von Prof. Thomas ist die Gestaltung von betrieblichen Informationssystemen und ihre Anwendung in Unternehmen im Rahmen der digitalen Transformation.
Eine Ursache für die schleppende Entwicklung neuer (Daten-) Ökosysteme ist häufig im Festhalten an alten Denkmustern oder der Vorstellung, dadurch den eigenen Geschäftsvorteil zu schützen, zu finden. Dabei gibt es viele Beispiele, die das Gegenteil zeigen. Fragmentierung führt vielfach nur zu Redundanz und damit Effizienzverlust, fehlende Kooperation zu geringerem Maß an Innovation. ForeSight ist mit dem Ziel angetreten, diese Denkmuster im Smart-Living-Umfeld zu untersuchen und die Potenziale offener Ökosysteme sichtbar zu machen. Die Etablierung einer gemeinsamen und offenen Plattform als Grundlage für ein Datenökosysteme ist dabei ein zentraler Mechanismus. Durch die Zusammenführung aller Komponenten im Ökosystem wird die bisher fehlende Verknüpfung von (IoT-) Produkten und (KI-) Services zu Smart Services ermöglicht, um neuartige Geschäftsmodelle zu entwickeln. Die Betonung des möglichen Kundennutzens rückt mit dem Smart-Service-Gedanken in den Vordergrund. Neben den Potenzialen, die sich durch die Nutzung der Plattform ergeben, eröffnen sich somit völlig neue Geschäftsfelder, bspw. im Betrieb oder der Weiterentwicklung der Plattform.
Mit diesen Fragen hat sich auch die Smart-Service-Studie befasst, die im Rahmen von ForeSight durchgeführt und veröffentlicht wurde. Befragt wurden dabei sowohl Konsumierende als auch Anbietende von Smart-Living-Services. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Konsumierende den Nutzen noch nicht sehen und verlangen messbare individuelle Mehrwerte. Zudem hat es die Industrie noch nicht geschafft, Bedenken zum Datenschutz ausreichend auszuräumen. Auch fehlen gemeinschaftliche Entwicklungsprozesse in und zwischen den Unternehmen, standardisierte Vorgehensweisen sind bisher nur aus einzelnen Teilbereichen der Unternehmen, wie beispielsweise der Softwareentwicklung, bekannt. Mit Blick auf die Problematik des Silo-Denkens zeigt sich jedoch, dass die Kollaborationsbereitschaft zunimmt. Im Austausch von Daten sind Akteure noch zurückhaltend, erkennen jedoch, dass es für die Gestaltung von Smart-Living-Angeboten mehrerer Disziplinen bedarf und inhouse die Ressourcen fehlen.
ForeSight hat die technologische und organisatorische Basis dafür gelegt, diese Hindernisse auszuräumen und diverse Anwendungsfälle in echten Umgebungen und Laboren erprobt. Aufgabe zukünftiger Initiativen muss es sein, hieran anzuknüpfen und für vielversprechende, nutzenstiftende Anwendungsfälle z. B. in den Bereichen AAL, Energie und Zugangsmanagement Satelliten zu entwickeln und in die Breite zu tragen.